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Montag, 26. Juni 2017

Ist Ihre Organisation Gung ho?

Was ist das denn für eine komische Frage - denken Sie sich wahrscheinlich - oder?

Nun, Gung ho! (man spricht es aus, als: gang ho) ist der chinesisches Ausdruck für Enthusiasmus oder auch hingebungsvolle Beschäftigung mit einem Thema.

Begeisterte und inspirierende Mitarbeiter, die Mehrwert für den Kunden bringen, sind der Schlüssel zum Erfolg. Dazu möchte ich Ihnen ein sehr schön zu lesendes Buch vorstellen, das mir darüber hinaus auch sehr gut gefallen hat.

Das Buch

Im Buch Gung Ho! Wie Sie jedes Team in Höchstform bringen erzählen die beiden Autoren Ken Blanchard, Sheldon Bowles eine Geschichte von einer jungen Geschäftsführerin, die ein unrentables Unternehmen in relativ kurzer Zeit so profitabel gemacht hatte, dass sie in den Vereinigten Staaten dafür bekannt wurde. 

Die Geschichte

Eine Schlüsselrolle in der wahren Geschichte spielen Eichhörnchen, Biber und Gänse, von denen wir lernen sollen.  Eichhörnchen, Biber und Gänse als “Lehrmeister”? Ja das klingt im ersten Anflug einmal als sehr ungewöhnlich und absurd.

Das beschriebene Unternehmen steht eigentlich kurz vor dem Aus. Es ist gekennzeichnet durch bürokratische Strukturen, Kirchturmdenken, Lustlosigkeit und schlechte Zahlen, also eigentlich ein Himmelfahrtskommando. Die vom Vorstandsvorsitzenden frisch eingesetzte Geschäftsführerin wird von diesem mehr als Alibi-Stelle betrachtet, weil das Werk, wie so viele andere aus seiner Sicht, von der Schließung bedroht ist.

Die Geschäftsführerin sieht bei ihrem Start in allen Werksbereichen die Ampel auf rot stehend und betrachtet sie beim ersten Überblick die Lage als aussichtslos. Nur eine einzige Abteilung namens „Endfertigung“, scheint dort alles komplett anders zu machen.

Motivierte, begeisterte Mitarbeiter, Top-Zahlen, Stolz auf das Erreichte, überall Sichtbarkeit und Transparenz der Leistungswerte. Einzig im Werk weiß das niemand und auch niemand scheint sich dafür zu interessieren. Noch nie war irgendjemand aus den anderen Bereichen des Werkes in der Endfertigung, um dem offensichtlichen Erfolg auf den Grund zu gehen und zu lernen. 

Der Leiter dieses so erfolgreichen Bereiches wird sogar als Querulant gesehen, den man besser entlassen sollte. Das passiert natürlich nicht, ganz im Gegenteil, die Geschäftsführerin geht dem Erfolg auf den Grund. Und lernt dabei erstaunliches, im Zusammenhang mit Arbeitseinstellung nach dem „Gung Ho!“ Prinzipien.

Was ist Gung ho?

Ja, was ist „Gung Ho!“ wirklich und warum ist die Endfertigung in der Geschichte des Buches damit so erfolgreich? Der Begriff beschreibt eine positive Einstellung zum Leben und zur Arbeit. „Gung Ho!“ geht auf den indianischen Großvater des Leiters der Endfertigung, dem Haupthelden des Buches zurück. Anhand von Naturbeobachtungen hat der Großvater 3 zentrale Prinzipien für die Unternehmensführung entwickelt und weitergegeben:
  • Der Geist des Eichhörnchen – sinnvolle Arbeit
  • Der Weg des Bibers – selbst bestimmen, wie das Ziel zu erreichen ist
  • Das Geschenk der Gans – andere begeistert anfeuern

Jeder Mitarbeiter muss also erkennen, wie wichtig seine eigene Arbeit für das gemeinsame Ganze ist. Dazu benötigen die Mitarbeiter ein gemeinsames Ziel, auf das sie hinarbeiten können. Es sind bestimmte Werte festzulegen, nach denen sich alle Pläne, Entscheidungen und Aktionen richten. Diese Werte sind dazu da, bei der Zielerreichung Sinn zu stiften und für eine positive Einstellung zu sorgen.

Es wird ein Rahmen benötigt, welcher durch Ziele und Werte bestimmt ist, ebenso wie die Positionen der Spieler. Die Freiheit eines jeden, die Führung zu übernehmen, kommt aus dem Wissen, wofür man zuständig ist. Ein Gefühl der Eigenverantwortlichkeit kann jemand nur dann entwickeln, wenn die Organisation unterstützt und der Einzelne geschätzt wird.

Ebenso wichtig ist der uneingeschränkte Zugang zu Informationen. Die Leistungserwartungen müssen im Rahmen der Fähigkeiten jedes Einzelnen liegen, ambitioniert und erreichbar sein. Jeder soll angeregt werden, das Beste aus sich herauszuholen und gleichzeitig dazu angeregt werden, mehr zu lernen und Neues auszuprobieren. Echtes Lob und Anerkennung sind für die Mitarbeiter wichtig. Es muss vorbehaltlos erfolgen und Begeisterung auslösen. Damit soll eine klare Nachricht vermittelt werden – nämlich, du bist gut, du kannst das, ich traue Dir.

Das Loben im Sinne von Anfeuern erfolgt nicht nur durch die Führungskraft, sondern durch alle Mitarbeiter. Es sollten Möglichkeiten zum Feiern geschaffen werden als Anerkennung für erzielte Erfolge und geleistete Fortschritte. Die Anerkennung motiviert die Mitarbeiter, weiterhin auf ihre Ziele hinzuarbeiten. Begeisterung entsteht nur aus dem Zusammenspiel von fairer Bezahlung und Lob. Die faire Bezahlung ist dabei ein wichtiger Hygienefaktor.

Die Wörter „Gung Ho!“ scheinen ja so gar nicht zu Eichhörnchen, Bibern und Gänsen zu passen – doch offensichtlich passte der Begriff zum Großvater des Haupthelden. Dieser war Soldat im Ersten Weltkrieg und verwendete danach häufig militärische Ausdrücke. Er sagte, dass „Gung Ho!“ der chinesische Ausdruck für Zusammenarbeit sei und zur Parole für die Carlson’s Raiders während des Zeiten Weltkrieges geworden war. Die Carlson’s Raiders waren für ihren Enthusiamus, ihr Teamwork und ihre ausgezeichneten Leistungen bekannt. Das Buch wurde mit Randolph Scott und Robert Mitchum verfilmt, und seitdem ist „Gung Ho!“, welches einen grenzlosen Enthusiasmus, Energie und Hingabe an eine Aufgabe bezeichnet, ist seither fest im amerikanischen Englisch verankert.

Eichhörnchen

Über den „Geist des Eichhörnchens“ sagt uns „Gung Ho!“: Eichhörnchen sammeln in guten Zeiten und sorgen für schlechte Zeiten vor. Dafür arbeiten sie sehr hart, da es sich beim Sammeln von Nüssen um eine sehr wertvolle Arbeit handelt. Ohne das Sammeln von Nüssen würden die Eichhörnchen den Winter nicht überleben. Dabei sammeln sie die Nüsse nicht nur für sich selbst, sondern für die gesamte Gemeinschaft. Vom „Geist des Eichhörnchens“ lassen sich drei Dinge für die Unternehmensführung ableiten:
  • Jeder Mitarbeiter muss erkennen, wie wichtig seine eigene Arbeit für das gemeinsame Ganze ist.
  • Dazu brauchen die Mitarbeiter ein gemeinsames Ziel, auf das sie hinarbeiten können.
  • Es sind bestimmte Werte festzulegen, nach denen sich alle Pläne, Entscheidungen und Aktionen richten. Diese Werte sind dazu da, bei der Zielerreichung Sinn zu stiften und für eine positive Einstellung zu sorgen.

Biber

Über den „Weg des Bibers“ sagt uns „Gung Ho!“: Jeder Biber besitzt ein gehöriges Maß an Selbstbestimmung, er entscheidet, wie die Arbeit erledigt wird. Biber arbeiten wie selbstständige Unternehmer. Biber tun, was sie selbst für richtig halten, und nicht weil es Ihnen jemand aufgetragen hat. Dabei hat der Biber praktisch den perfekten Biberdamm im Hirn, er braucht noch einen Fluss und Holz dazu. Der „Weg des Bibers“ gibt uns folgendes mit:
  • Es wird ein Rahmen benötigt, welcher durch Ziele und Werte bestimmt ist, ebenso wie die Positionen der Spieler. Die Freiheit eines jeden, die Führung zu übernehmen, kommt aus dem Wissen, wofür man zuständig ist.
  • Ein Gefühl der Eigenverantwortlichkeit kann jemand nur dann entwickeln, wenn die Organisation unterstützt und der Einzelne geschätzt wird. Ebenso wichtig ist der uneingeschränkte Zugang zu Informationen.
  • Die Leistungserwartungen müssen im Rahmen der Fähigkeiten jedes Einzelnen liegen, ambitioniert und erreichbar sein. Jeder soll angeregt werden, das Beste aus sich herauszuholen und gleichzeitig dazu angeregt werden, mehr zu lernen und Neues auszuprobieren.

Gans

Über das „Geschenk der Gans“ sagt uns „Gung Ho!“: Gänse veranstalten während des Fluges eine Menge Lärm und schnattern sich dabei gegenseitig an. In der v-förmigen Flugformation gibt es keine Leitgans, jeder muss einmal nach vorn fliegen und die Führung übernehmen. Wenn man die Gänse beobachtet, scheint dies fast vollautomatisch zu gehen. Während der Flüge feuern sich die Gänse gegenseitig an – das ist das „Geschenk der Gans“:
  • Echtes Lob und Anerkennung sind für die Mitarbeiter wichtig. Es muss vorbehaltlos erfolgen und Begeisterung auslösen. Damit soll eine klare Nachricht vermittelt werden – nämlich, du bist gut, du kannst das, ich traue Dir. Das Loben im Sinne von Anfeuern erfolgt nicht nur durch die Führungskraft, sondern durch alle Mitarbeiter.
  • Es sollten Möglichkeiten zum Feiern geschaffen werden als Anerkennung für erzielte Erfolge und geleistete Fortschritte. Die Anerkennung motiviert die Mitarbeiter, weiterhin auf ihre Ziele hinzuarbeiten.
  • Begeisterung entsteht nur aus dem Zusammenspiel von fairer Bezahlung und Lob. Die faire Bezahlung ist ein wichtiger Hygienefaktor.

Wichtig ist auch noch, dass die Einführung einer „Gung Ho!“ Orientierung im Organisationen Zeit erfordert und nicht von heute auf morgen umgesetzt werden kann. Es ist ein Prozess. Und alte Gewohnheiten ändern sich erst, indem sie durch neue Gewohnheiten ersetzt werden. Dabei ändert sich das Verhalten der Menschen im täglichen Prozess und das verändert oftmals auch die Haltung zu den Dingen und damit einhergehend auch eine Wandlung im Denken und dadurch erst auch die Unternehmenskultur.

Resümee

Abschliessend und zusammengefasst -  ich finde das Buch sehr wertvoll, weil es viele Beispiele zu den häufig strapazierten Begriffen “Werte” und “Ziele” bietet: Worin liegt der Unterschied zwischen Werten und Zielen? Welche Bedeutung haben diese Unterschiede für die tägliche Arbeit einer Führungskraft und ihrer Mitarbeiter? Solchen und ähnlichen Fragen gehen die Autoren mit sehr großer Sensibilität nach.

Nachsatz

Ich werde oftmals gefragt: "Herr Brandstätter, das was sie uns, und das wie sie uns das Thema Agilität beschreiben, hört sich grundsätzlich gut und sehr vernünftig an. Aber wie sieht denn Agilität im Detail aus, wie fühlt sich das an, wie manifestiert sich diess in einem Unternehmen?"

Meine Antworten beschreibe ich dann meistens mit den Attributen: Offene, mutige, vertrauensvolle, respektvolle und fokussierte bzw. disziplinierte  Unternehmensorganisation und bringe da Beispiele ein, wie die Südostbayernbahn (SOB), Allsafe-Jungfalk, Haufe oder Teilorganisationen in den Unternehmen: Deutschen Telekom AG, Daimler AG oder REWE-International Group, bzw. die Firmen: Morningstar, Buurtzorg oder DaVita. Aber das klingt für viele Fragende erstmals abstrakt und abgehoben. 

Mit dem Buch "Gung ho!" habe ich nun ein sehr schönes und lesbares Anschauungsbeispiel für das abstrakte Thema Agilität im Unternehmenskontext. Auch deshalb - obwohl der Ausspruch militärisch geprägt und sehr amerikanisch belegt ist - finde ich ihn passend. Gung ho! dient für mich hinkünftig als charmante Metapher für "Moderne Arbeitswelten", "New Work", "Smart Working", "Arbeiten auf selber Augenhöhe" und sonst ähnlich assoziierten Begriffen rund um selbstbestimmtes und selbstorganisiertes Arbeiten in Teams.

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